November 29

Soundtrack Engineered Minds

Oft, wenn ich am schreiben bin, läuft im Hintergrund Musik. Nicht immer ist diese passend zur Szene, aber meistens schon. Im Fall von Engineered Minds entstand schon nach kurzer Zeit eine eigene Playlist, in der ich Musik passend zu einem Cyberpunk-Roman erstellt habe. Zumindest meiner Meinung nach. 😀

Ich möchte diesen Soundtrack zu meinem Buch mit euch teilen, passend arrangiert und in chronologischer Ordnung. Die Musik wird vermutlich nicht bei allen den Geschmack treffen. Es ist ein Mix aus Electro, Post Punk, Future Pop, Retro Synthwave und noch einigen anderen kuriosen Genres. Ein Teil davon ist zudem russische Musik, was aber ganz gut zu Alexei passt.

Falls Engineered Minds also je verfilmt werden sollte, wäre das meine gewünschte Musik dafür. (Jaja, ich darf träumen, oder? 😛 ) Die Seitenangaben beziehen sich auf das gedruckte Buch, je nach E-Book-Variante und Lesegerät kann sich das eventuell unterscheiden.

Hier geht es zur Playlist auf Youtube!

Die einzelnen Tracks und wo man sie hören sollte:

Kapitel 1, Start: Molchat Doma – Na Dne

Kapitel 2, Start: Kælan Mikla – Myrkrið kallar

Kapitel 3, Start: Covenant – Tears in Rain

Kapitel 4, Start: Salem – Better off Alone (ATR Remix)

Kapitel 4, S. 51 Mitte: Celldweller – Descent

Kapitel 5, Start: Zal 600 – Tschikl

Kapitel 6, Start: Skolot – Zarja

Kapitel 6, S. 82 Anfang: Covenant – 20Hz

Kapitel 7, S. 115 Anfang: Molchat Doma – Volny

Kapitel 8, S. 132 Mitte: Noisuf-X – Toccata del terrore

Kapitel 9, Start: Sodom – Material Flower

Kapitel 10, Start: Billy Idol – Tomorrow People

Kapitel 11, Start: Celldweller – The Angel of iO

Kapitel 12, Start: Blue Stahli – Anti You

Kapitel 13, Start: VNV Nation – Chrome

Kapitel 14, Start: Stadt – Human Collapse

Kapitel 15, Start: Scandroid – Neo-Tokyo

Kapitel 15, S. 274 Mitte: Dope Stars Inc. – Vyperpunk

Kapitel 16, Start: Blue Stahli – Enemy

Kapitel 17, S. 325 Anfang: VNV Nation – Epicentre

Kapitel 18, Start: Covenant – We Stand Alone

Kapitel 18, S. 355: X-Fusion – Robots, Destroy Him!

Kapitel 19, S. 380, unten: Blue Stahli – Lakes of Flame

Kapitel 20, Start: Celldweller – Narrow Escape

Kapitel 21, Start: Lights of Euphoria – True Life

Kapitel 22, S. 402: VNV Nation – Beloved

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September 21

Fun mit Open Office: Complete Edition

Wenn man so viele Stunden mit OpenOffice verbringt wie ich, stößt man zwangsweise an die Grenzen des internen Wörterbuchs. Was dabei herauskommt, ist oftmals so sehr zum Lachen, dass ich es niemandem vorenthalten will.

Natürlich kann man nicht erwarten, dass das Wörterbuch alle möglichen Kombinationen kennt. So ist das Wort „Polizisteninstinkt“ nicht enthalten, was ich ja noch verstehen kann. Aber mir als Vorschlag „Polygamistensekte“ anzubieten … Ernsthaft???

„Lieferanteneingang“ ist doch ein doofes Wort, wie wäre es mit „Lieferenteneingang“? Was zum Geier sind Lieferenten???

Manchmal will mich das Programm aber anscheinend ärgern. „Einspännig“ kennt er nicht, schlägt stattdessen „vierspännig“ oder „sechsspännig“ vor, aber „Luftschifffahrtsnetz“ wird anstandslos akzeptiert? WTF???

Nein, liebes OpenOffice, ich meinte einen „sehnsüchtigen“ und nicht einen „sexsüchtigen“ Gesichtsausdruck, herzlichen Dank!

Auch interessant: „Holztischchen“ ist kein existierendes Wort, warum nehmen wir nicht „Holztischehen“? facepalm Seit wann dürfen Holztische heiraten, bitteschön?

Es ist gut, zu wissen, dass es ein Unterschied ist, ob man von „Gemach“ oder „Gemächt“ schreibt, jawohl!

Wirklich absurd. Das Wort „Kutschenfenster“ mag selten benutzt werden. Der erste Korrekturvorschlag ist „Postkutschenfahrt“, was schon abenteuerlich genug ist. Etwas weiter unten findet sich dann der Vorschlag „Deutschenfeindlichkeit“. Ja, ehrlich, kein Witz! o.O

Ob eine Streitmacht zur „Entsatzung“ oder „Entsalzung“ geschickt wurde, ist ebenfalls sehr, sehr wichtig, liebe Leute!

Wenn wir schon bei militärischen Ausdrücken sind … Das „Exerzierreglement“ ist OpenOffice ebenfalls unbekannt. Den Vorschlag, stattdessen das „Eierzierreglement“ zu verwenden, finde ich besonders hübsch. ^^

Viele kennen so etwas wie einen „Beschützerinstinkt“. Der Korrekturvorschlag? „Beschützerin stinkt“. Macht Sinn, nicht wahr?

Dass das Wort „Risthöhe“ zur „Rosthöhe“ wird, mutet da fast schon normal an.

Das Wort „Heulgranate“ steht wohl kaum im Duden, das gebe ich zu. Aber was ist mit „Heilgranate“? Wen oder was heilt die?

Das Wort „Julimorgen“ scheint selten benutzt zu werden. Ganz im Gegensatz zu den „Julisorgen“, die ja schließlich jeder Mensch hat, oder?

So ziemlich jeder Mechaniker kennt Dinge, die manchmal „störungsanfällig“ sind. Nicht jedoch mein Wörterbuch! Stattdessen ist doch „schwankungsanfällig“ ein viel schöneres Wort! Ja, ich schwanke auch gerade …

„Veralbert“ ist doch sooo ein schönes Wort, auch wenn es keiner gerne wird. Wenn mir stattdessen „veraltet“ vorgeschlagen wird, komme ich mir aber selber veralbert vor …

„Mistkerl“ sagt man doch nicht! Wie wärs stattdessen mit „Mietkerl“? Klingt doch netter, nicht? ^^

Ob man seine Waffe in einem „Lederholster“ oder einem „Lederpolster“ verstaut, ist ein kleiner, aber nicht unwichtiger Unterschied!

Zugegeben, „Getränkeausschenker“ ist ein wirklich seltenes Wort! Aber Hand aufs Herz, ist „Getränkehausschenker“ so viel häufiger? Wer schenkt mir denn ein Getränkehaus?

Hier wurde ich doppelt veräppelt: Ja, „verzauselt“ steht nicht im Duden, ist wohl zu umgangssprachlich. Nicht nur OpenOffice, sondern auch der Duden selbst schlägt stattdessen „verzaubert“ vor. schluchz

Schmuck mit „Goldlinierung“ ist doch etwas Schönes, nicht? Nääääh, „Goldlinderung“ ist doch sicher passender! Ja, Gold kann gewisse Dinge lindern. Geldmangel zum Beispiel … ^^

Militärische Ausdrücke sind auch immer schön! „Nahverteidigung“ ist doof, wie wäre es stattdessen mit einer „Nähverteidigung“? Geht aber nur, wenn man eine Nähkampfwaffe hat … ^^

Auch „Salvenfeuer“ wird außerhalb des Militärs nicht oft benutzt. Der Vorschlag? „Salinenfelder“. Joah … I don’t even …

Interessant auch die Architektur. „Granitbrunnen“ sind zu selten, nehmen wir stattdessen lieber einen „Granatbrunnen“. Aber aufgepasst, dieser könnte explodieren!

Wie es scheint, wurde mit dem letzten Update das Wörterbuch etwas erweitert. Beim Wort „Kutschenfenster“, stehen nun auch „Kunstschaffender“ und „Schenkungssteuer“ zur Auswahl. Was soll ich dazu schon sagen?

OpenOffice mag es nicht, wenn jemand „stinksauer“ ist. So jemand wird darum automatisch zum „Stinktier“. Joah, passt. ^^

Ebenso ist es doof, wenn jemand „unausgeruht“ ist. Die Lösung ist eine Änderung zu „ausgeruht“. Weil das ja wirklich das Gleiche bedeutet, jawohl!

„Zigarrenförmig“ ist ebenfalls ein doofes Wort. Besser passt da „Ziborienförmig“. Was auch immer das ist …

Den Beruf des „Liftboys“ darf man bei OpenOffice nicht ausführen. Dafür gibt es den „Luftboy“. Wo kann man sich dafür bewerben, das klingt nach ’nem Traumjob? ^^ (Der zweite Vorschlag ist übrigens „Giftboy“. I don’t even.)

Wer seine Umgebung mit „Geschwafel“ nervt, wird dafür „geschwefelt“. Klingt schmerzhaft … Okay, manches Geschwafel kann auch schmerzhaft sein …

„Petrol“ kann man auch mit „Prolet“ umschreiben. Wo ist doch nochmals meine Proletlampe und womit brennt die? o.O

Ein Objekt kann durchaus „schrankgross“ sein, aber deswegen ist es noch lange nicht „krankschoss“. Dazu fällt mir nix ein …

Eine „Transferierung“ endet gerne in einer „Transferirrung“. Wäre da Transverirrung nicht besser? Korrekturvorschlag, liebes OpenOffice-Team ^^

Warum das Programm darauf kommt, „Scheisstag“ durch „Atheistisch“ ersetzen zu wollen, ist mir dagegen schleierhaft … Wen wollen sie damit beleidigen?

Das Ersetzen von „Anziehpuppe“ durch „Abziehpuppe“ zeigt deutlich, dass der Programmierer ein Mann war. ^^

Ein Körperteil kann „schwitzig“ sein, ist aber nur selten „geschwätzig“. (Ausgenommen der Kopf, ich weiß. ^^)

Zum Schluss noch etwas Geografisches. Den „Karrenpfad“ kennen die meisten, aber was ist ein Kartenpfad? Oder, noch besser, ein Narrenpfad? Ich bitte um Aufklärung!

(Ursprünglich geschrieben vom 15. September 2013 – 20. April 2014).

Ergänzung vom 21. September 2020: Da ich längst nicht mehr mit OpenOffice schreibe, wird diese Serie nicht fortgesetzt.

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September 21

Wird Steampunk Kommerz?

In letzter Zeit hört man oft die Unken durch die Community rufen: „Steampunk wird verkommerzialisiert, OMG, alle werden sich so kleiden, dann ist es nichts Besonderes mehr!!!11!!

Ist das so? Nun, lasst mich eine Gegenfrage stellen an alle, die in den 90ern schon auf dieser Welt wandelten. Erinnert ihr euch noch daran, als Cyberpunk „The Next Big Thing“ war? Mitte der 90er war er in so ziemlich allen Musikvideos der Eurodancewelle vertreten. Alle kleideten sich so, redeten darüber, es war das Thema in allen Medien und der größte Trend in der Geschichte der Menschheit!

Nein, war es nicht, aber viele befürchteten es. Fakt ist, dass Cyberpunkelemente damals wirklich trendy bei den Regisseuren diverser Musikvideos waren. (Auf Youtube kann sich da jeder selbst davon überzeugen. Fangt mit „The Real Thing“ von 2Unlimited an.) Der Kleidungsstil setzte sich nur gerade in der Gothicszene fest und es gab ein paar gute Filme des Genres, wobei der Trend meines Erachtens mit der Matrix-Trilogie endete. Aber sonst? Fragt die Leute nach Cyberpunk und ihr blickt in die gleichen fragenden Gesichter wie beim Steampunk. Wow. Such trend.

„Aber wie sieht es nun beim Steampunk aus?“, höre ich einige Leute rufen.

Ich beobachte die Szene nun schon seit einigen Jahren und mindestens seit 2011 höre ich jedes Jahr die gleichen „Prophezeiungen“, es werde jetzt Kommerz. Ja, einige Musiker hatten auf Steampunkelemente gesetzt, obwohl ihr Sound nichts mit der Szene zu tun hatte, und es sind mehr als genügend Bücher erschienen, die absolut nix mit Steampunk zu tun haben, aber so vermarktet wurden. Filme gab es auch immer wieder, sogar einige sehr gute, aber wo bleibt der Trend? Ich warte immer noch darauf!

In der Mode ist der Trend angekommen, aber nicht unter dem Namen Steampunk. Retro heißt das Zauberwort und das ist wahrlich etwas völlig Neues! (Achtung, beißender Zynismus) Jeden Tag sehe ich Leute mit viktorianisch angehauchten Klamotten durch die Lande stiefeln, von denen das S-Wort garantiert keiner kennt. Man kleidet sich so, weil es hübsch ist, weil es aktuell ist und weil man es kann. Ist das nun der Untergang der Szene? Nein! Warum sollte es auch?

Wenn etwas der Untergang der Szene ist, dann ist es elitäres Denken. „Ich bin schon so viel länger dabei als du und darum entscheide ich, was Steampunk ist und was nicht!“ (Siehe dazu auch Das ist aber nicht Steampunk!)

Noch viel schlimmer ist das Hipster-Denken. „Wenn es jeder macht, ist es nicht mehr cool.“

Ich stelle die Frage jedem, der so denkt: Warum bist du denn ein Steampunk? Weil es cool und trendy ist? Weil es Underground ist? Oder weil es dir Spaß macht und für dich das Richtige ist?

Ich persönlich sehe das wie Theodred auf Helms Klamm: Lasst sie kommen! Die Szene wird den Trend überleben, falls dieser denn jemals eintritt. Klar wird es Mitläufer geben, die gibt es immer, aber die werden sich abwenden, sobald es etwas Neueres gibt. Da man die coolen Dinge der Szene nicht einfach von der Stange kaufen kann, sondern viel Zeit und Herzblut investieren muss, werden sich viele sowieso gleich wieder verschreckt abwenden. Dem Rest kann man einen besseren Weg zeigen; den Weg in eine interessante Szene, in der nicht Elitegetue, sondern Zusammenhalt und Ideenreichtum wichtig ist.

(Ursprünglich veröffentlicht am 6. Juni 2014)

Update vom 21. 9. 2020: Der Autor wartet immer noch darauf, dass Steampunk Kommerz wird. 😀

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September 21

Das ist aber nicht Steampunk!

„Das ist aber nicht Steampunk!“

Den Satz hat sicher schon jeder gehört, der sich mit dieser Subkultur auseinandersetzt. Es ist ein Damoklesschwert, das über jedem Kleidungsstück, jeder Erfindung, Zeichnung, etc. steht. Nur, wer bestimmt denn eigentlich, ob etwas Steampunk ist? Oder besser gesagt, wer definiert, was Steampunk ist?

Wenn man sich im grossen weiten Netz umschaut, sieht man, dass es ebenso viele Auslegungen wie Fans gibt, und jeder hat eine etwas andere Vorstellung davon. Sei das der britische Lord, der Aethermagier oder die Abenteurerin, die auf der Venus Dinosaurier jagen will. Ist etwas davon mehr oder weniger Steampunk als die anderen beiden? Nein. Nur sind es unterschiedliche Auslegungen eines Genres, aber genau da liegt der Hund begraben. Nur bei einem sind sich die Fans sicher: es ist kein historisches Reenactment.

Wann ist denn nun etwas Steampunk? Ist ein Luftschiff Steampunk? Ist Magie erlaubt? Oder eine dampfbetriebene Laserpistole? Für die drei Fragen gilt die gleiche Antwort. Im Prinzip ja … Man kann diese Fragen aber besser durch eine Gegenfrage beantworten: Was ist denn für dich Steampunk? Vielleicht sollte man an dieser Stelle einmal die unterschiedlichen Ansichten benennen.

Die erste Variante ist der viktorianische Steampunk. Dies ist die klassische Definition des Genres; eine alternative Vergangenheit, in der die technische Entwicklung anders verlaufen ist und die Welt von dampfbetriebenen Luftschiffen und Differenzmaschinen beherrscht wird. Auch diese einfache Definition streut recht weit, so dass ich die Variante noch in Realitätsnah und Realitätsfern unterteile. Der realitätsnahe viktorianische Steampunk ist das, was ich in meinen Büchern beschreibe. Eine Welt, die der unseren sehr ähnlich ist und so durchaus hätte sein können. Der realitätsferne viktorianische Steampunk geht weiter und kann zusätzlich zur erweiterten Technik auch bisher unbekannte Elemente einführen oder Grundsätze der Physik auslassen, die man damals noch nicht kannte. In dieser Variante ist es möglich, mit einem dampfbetriebenen Raumschiff zur Venus zu fliegen oder (frei nach Jules Verne) sich mit einer riesigen Kanone zum Mond zu schiessen. In viktorianischer Zeit wusste man noch nicht, dass dies nicht möglich war, also ist es eine korrekte Art der Science-Fiction.

Die zweite Variante ist der postapokalyptische Steampunk. In einer alternativen Gegenwart oder nahen Zukunft ist die Menschheit am Abgrund und unsere Gesellschaft existiert nicht mehr, sei das wegen eines Kriegs, einer schief gegangenen Zeitreise oder einer Naturkatastrophe. Die Dampfmaschine ist die einfachste Möglichkeit der Energieerzeugung, so dass die Technik einen Rückschritt tat. Gerade in Verbindung mit Zeitreisen ist enorm viel möglich und es erlaubt die Ästhetik des Steampunk ohne viktorianische Elemente. Dadurch können natürlich gerne zwei Welten aufeinander prallen und Fans der einen Variante betrachten die anderen oft nicht als „echte“ Steampunks.

Die dritte Variante ist Steam Fantasy, das die Realitätsferne noch weiter treibt. Diese Geschichten spielen nicht zwingend auf unserer Erde, sondern auf einem anderen Planeten oder ein einer anderen Dimension, die kaum etwas mit unserer gemein hat. In diese Variante gehören auch Welten, in der es Magie gibt, ebenso Varianten, die auf unserer Welt spielen, aber in Kombination mit Vampiren, Werwölfen und Elfen. Hier mögen nun einige protestieren, aber die Erklärung dafür ist simpel. All diese Dinge sind Fantasy und nicht Science-Fiction.

Die schon abgekoppelten Untergenres wie Diesel- und Teslapunk sind selbsterklärend, darum gehe ich hier nicht genauer auf sie ein.

Ist nun eine der genannten Varianten besser oder steampunkiger als die anderen? Nein. Erlaubt ist grundsätzlich, was Spass macht, nur vielleicht kann es den einen oder anderen Leser anregen, sich etwas genauere Gedanken darüber zu machen. Eine realitätsnahe viktorianische Lady läuft nicht mit einem tiefen Ausschnitt herum, während eine Dinosaurierjägerin auf der Venus durchaus auch Hosen tragen und mit einem Strahlengewehr ausgerüstet sein darf.

Man sollte niemals vergessen, dass die Grundideologie des „Punk“ für individuelle Freiheit steht. Frage also nicht, ob etwas Steampunk ist, sondern frage stattdessen, warum das für die entsprechende Person Steampunk ist. Die Antwort könnte dich überraschen!

(Ursprünglich veröffentlicht am 2. Mai 2014)

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September 21

Von Charakteren und Klischees

Willkommen im Dunklen Tu… ähm, ich meine, in der Werkstatt!

In der Werkstatt schreibe ich in Zukunft kürzere und längere Artikel über das Handwerk des Schreibens. Nein, ich werde hier jetzt keinen langweiligen Artikel über Prämissen, Konzeptskizzen und Charakterbiographien schreiben! Ich werde heute auch nicht über Steampunk oder andere Genres berichten, sondern einfach nur etwas plaudern. Dieses Mal geht es um Charaktere.

Manchmal finde ich es traurig, dass gewisse Geschichten Werbung damit machen müssen, sie hätten „interessante Charaktere“. Sollte nicht jeder Charakter in einer Geschichte interessant sein? Oder sind wir wirklich so weit, das sich nichts Interessantes oder Einzigartiges mehr schreiben lässt? Nun, einzigartige Charaktere lassen sich wahrscheinlich nicht mehr erstellen, dazu wurden bereits viel zu viele Bücher geschrieben. Aber interessante Charaktere lassen sich nach wie vor erstellen, genauso wie glaubwürdige oder intelligente.

Ich bin im Moment an einem Punkt angekommen, wo sich in meinem Steampunk-Universum die Geschichten praktisch von selbst schreiben. Warum? Ich lasse die Charaktere die Geschichte erzählen! Wer hat sich noch nie darüber genervt, wenn ein Charakter in einem Buch oder einem Film etwas unglaublich Dummes tut? Natürlich muss man sich in einer solchen Situation fragen, ob man selbst anders gehandelt hätte, und warum. Noch wichtiger ist allerdings die Frage, ob der entsprechende Charakter wirklich sowas machen würde!

Nehmen wir als Beispiel den durchschnittlichen Horrorfilm. Das Klischee, dass die Heldin mit einer Taschenlampe oder gar einer Kerze in den Keller geht, um dort die Quelle eines unheimlichen Geräuschs zu finden, ist so alt wie der Horrorfilm selbst. Ist es intelligent? Nein. Würde der Charakter wirklich so etwas machen? In den meisten Fällen nicht. Wenn nun aber die Person ein Soldat, ein Polizist oder sonstwie ausgebildeter Kämpfer ist, dann würde ich ihm das durchaus zutrauen und die Geschichte ergibt Sinn, auch wenn ich das nicht tun würde! So viel zu glaubwürdigen und intelligenten Charakteren.

Was ist nun mit den interessanten Charakteren? Interessant ist eigentlich alles, solange es nicht gewöhnlich und schwächlich ist (es sei denn, man will den Übergang von Zero to Hero darstellen). Oft ist es aber schwer, sich immer wieder neue, unterschiedliche Charaktertypen auszudenken, ohne nicht ständig Ideen zu recyceln. Selbst Größen der Literatur wie Stephen King machen leider zu oft diesen Fehler. Das ist sicher auch ein Grund, warum heutzutage viele Autoren lieber Serien statt Einzelromane schreiben. Wenn man einen Hauptcharakter immer wieder verwenden kann, ist der Wiedererkennungswert höher und der Leser fühlt sich fast sofort zu Hause.

Interessante Charaktere müssen vor allem lebendig und nachvollziehbar sein. Oft ertappe ich mich dabei, dass ich denke: Was würde der Charakter jetzt tun? Meist ergibt sich die Antwort von selbst, und ich kann die Geschichte weiterschreiben. Natürlich führt das ab und zu dazu, dass ein Charakter nicht das tut, was ich eigentlich wollte. Das ist dann aber meist kein Fehler im Charakterdesign, sondern eher in der Story. Da ich mich nicht sklavisch an einen Storybogen halte und gerne dazu bereit bin, Details umzuändern oder Handlungsstränge neu zu verlegen, ist das für mich auch kein Problem. Für mich ist Schreiben etwa 90% Planung und 10% Improvisation, manchmal auch etwas mehr. Mancher Experte im Kreativen Schreiben wird jetzt vielleicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und ausrufen, dass ich ein totaler Amateur sei und so nicht schreiben könne oder dürfe. Dazu sage ich nur eins: ja, vielleicht. Aber vielleicht gibt es keine „richtige“ und keine „falsche“ Art zu schreiben. Viele Wege führen nach Rom, oder in diesem Fall zu einem fertigen Buch.

Meine Charaktere sind für mich fast wie meine Kinder. Auch wenn ich sie grundlegend kenne, verhalten sie sich nicht immer so, wie ich es möchte. Wenn ich dann aber darüber nachdenke, haben sie sich genauso verhalten, wie ich es hatte erwarten können. Auch wenn ihre Entscheidungen für mich manchmal dumm erscheinen, so muss ich sie akzeptieren. Sie sind so, wie ich sie erschaffen habe, ob ich es will oder nicht!

(Ursprünglich veröffentlicht am 1. November 2013)

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